PCR-Diagnostik der Mundflora

Seit vielen Jahren ist bekannt, dass einzelne aggressive Bakterien zu schwerwiegenden Entzündungen der Zahntaschen führen können, auch als Peridontitis bezeichnet. Liegt eine Peridontitis vor, kann der Zahnarzt Proben für eine PCR-Diagnostik entnehmen. Das Verfahren wird in Fachkreisen skeptisch gesehen. Bei der Peridontitis finden sich ausschließlich Erreger aus der Gruppe der Anaerobier. Anaerobier sind Bakterien, die in Abwesenheit von Sauerstoff leben. Eine Behandlung erfolgt mit dem speziellen Antibiotikum Metronidazol. Der Nachweis einzelner Keime hat keine therapeutische Konsequenz. Die Behandlung ist einheitlich und erfolgt grundsätzlich mit Metronidazol, unabhängig davon, welches Bakterium für die Peridontitis verantwortlich ist.

Neuere wissenschaftlich Studien konnten einen Zusammenhang zwischen der Mundflora und dem Auftreten schwerwiegender Erkrankungen zeigen. Das Bakterium Porphyromonas gingivalis lebt in der Mundhöhle und kann in das Gehirn wandern. Dort führt es zu einer schwerwiegenden Entzündungsreaktion. Als Folge der Entzündung lagern sich Eiweiße ab, die zur Alzheimer-Demenz führen. Mittlerweile wird versucht, dieser häufigen Form der Demenz gezielt entgegenzuwirken. Spezifische Therapien bekämpfen eine Infektion des Gehirns mit Porphyromonas gingivalis und unterdrücken die Entzündungsreaktionen.

Der Zusammenhang zwischen Mundflora und Alzheimer-Demenz ist beeindruckend. Porphyromonas gingivalis ist aber nicht der einzige Mundflorakeim mit verheerenden Folgen für die menschliche Gesundheit. Berichte über andere Erkrankungen häufen sich. Neben Porphyromonas gingivalis zählen Tannerella forsythia und Treponema denticola zum sogenannten Roten Komplex. Neben Peridonitis erhöhen sie das Risiko für bösartige Tumoren der Mundhöhle und der Speiseröhre sowie für Arteriosklerose. Fusobacterium nucleatum scheint dagegen das Darmkrebsrisiko zu erhöhen. Prevotella intermedia kann zu Hirnabszessen und Lungenentzündung führen während Aggregatibacter mit Rheumaerkrankungen vergesellschaftet ist.

Eine besondere Bedrohung stellt der neu entdeckte Hefepilz Candida auris dar. Invasive Pilzinfektionen mit Eindringen von Candida auris in Organe oder das Blut fanden sich bislang nur bei Krankenhauspatienten mit Immunschwäche. Dennoch explodieren die Zahlen, insbesondere in den USA. Candida auris wird mittlerweile als globale Bedrohung der Menschheit eingestuft. Das liegt an mehreren Umständen. Zum einen kann dieser Pilz lange auf Oberflächen überleben und einen schützenden Biofilm bilden. Eine zuverlässige Desinfektion ist aufwendig. Zum anderen haben sich Resistenzen gegen die verfügbaren Medikamente (Antimykotika) gebildet. Eine Therapie ist kaum möglich und der Verlauf damit fatal. Hat sich der Pilz einmal festgesetzt, endet die Infektion meist tödlich.

Pilze aus der Gruppe Candida sind Bestandteil der Mundflora. Ein gesundes Immunsystem hat Candida-Pilze unter Kontrolle. Krankhafte Ausbrüche können aber schon bei einer Kortison-Therapie auftreten. Ob und in welchem Umfang Candida auris sich bereits in der Mundflora gesunder Personen verbreitet hat und damit eine potenzielle Bedrohung darstellt, ist vollkommen unklar. Aus diesem Grund haben wir Candida auris in unsere Mundflora-PCR aufgenommen. Frühzeitige und vorausschauende Maßnahmen sind gegenwärtig die einzige Option, sich gegen diesen aggressiven Keim zu schützen.

Unsere Mundflora-PCR ist weltweit einzigartig. Das Verfahren haben wir ursprünglich für die COVID-19-PCR entwickelt und jetzt auf die gesamte Mundflora ausgedehnt. Die Probenentnahme erfolgt eigenständig unmittelbar nach dem Aufstehen. Mit der eigenen, vorab ausgespülten Zahnbürste werden die Bakterien aus den Zahntaschen mobilisiert. Der berüchtigte Biofilm wird aufgebrochen. Im Anschluss muss eine Mundspüllösung gegurgelt werden. Aus dem Gurgelwasser lässt sich mittels PCR die individuelle Keimzahl berechnen. Sofern sich pathogene, also grundsätzlich krankheitsauslösende Keime nachweisen lassen, erfolgt im Anschluss eine individuelle Therapiemaßnahme, vorzugsweise als lokale Behandlung gefolgt von einer Wiederbesiedelung mit gesunder Mundflora (Probiotika). Ein ähnliches Verfahren wird bereits bei Fehlbesiedlungen und chronischen Infektionen des Dickdarms eingesetzt (Transplantation von Dickdarmbakterien). Bei Bedarf erfolgt eine Kooperation mit spezialisierten Zahnärzten im Haus. Der Erfolg kann mittels PCR geprüft werden. Das Verfahren kann auch zur Behandlung von Mundgeruch (Halitosis) eingesetzt werden.